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„Mehr Geld und Zeit, weil wir es brauchen!“

Fast 320.000 Beschäftigte aus 2.700 Betrieben haben sich an der Beschäftigtenbefragung 2024 der IG Metall beteiligt. Diese Umfrage ist ein wichtiges Hilfsmittel der IG Metall um die konkrete Interessenslage bei den Beschäftigten in verschiedenen Betrieben und Branchen auszuloten. Folgend drei zentrale Ergebnisse aus der diesjährigen Auswertung:

1. Wir brauchen mehr Geld – und wirtschaftliche Kaufkraft
58 Prozent der Befragten erwarten von einer Entgeltsteigerung, dass ihre gestiegenen Kosten hierdurch ausgeglichen werden. Kein Wunder! Inflation und anhaltend hohe Preise drücken auf die eigene Tasche. Besonders von den Preissteigerungen belastet sind dabei Auszubildende und dual Studierende. Das sehen immerhin 68 Prozent der befragten Beschäftigten so. Und bei den Auszubildenden und dual Studierenden selbst sagen sogar 93 Prozent, dass sie wegen der gestiegenen Kosten dringend mehr Geld benötigen. 

14 Prozent der in der Studie insgesamt Befragten wünschen sich höhere Entgelte, vor allem im Interesse einer Stärkung der Kaufkraft. Nicht falsch gedacht, denn das hilft auch der Wirtschaft insgesamt: die private Nachfrage macht rund die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus und ist damit immerhin noch wichtiger als der Export.

2. Es gibt etwas zu verteilen – die Frage ist, wer profitiert?
Ein wichtiges Signal für die anstehenden Tarifrunden im Herbst: Die wirtschaftliche Gesamtlage betrachten die Beschäftigten insgesamt – trotz Krise – durchaus differenziert: 41 Prozent nehmen die Situation in Deutschland insgesamt als schlecht oder sehr schlecht wahr. Die wirtschaftliche Lage ihres eigenen Betriebs dagegen ist allerdings für immerhin 80 Prozent der Beschäftigten in Ordnung, für 44 Prozent sogar gut oder sehr gut. „Die wirtschaftliche Situation der Betriebe nehmen die Beschäftigten insgesamt deutlich positiver wahr, als es das aktuelle Wehklagen der Arbeitgeberverbände vermuten lässt“, betont Nadine Boguslawski, die im IG-Metall-Vorstand für Tarifpolitik verantwortlich ist. „Es gibt etwas zu verteilen.“ 

3. Eigene Zeit mehr selbst bestimmen – lebensnah & flexibel

Für 85 Prozent der Befragten ist nach wie vor auch mehr Souveränität und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit sehr wichtig oder bedeutsam. Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich mehr individuelle Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld, wie es jetzt schon das „Tarifliche Zusatzgeld“ (T-ZUG) in der Metallindustrie für besonders belastete Beschäftigte (Kinder, Pflege, Schichtarbeit) ermöglicht. Mit Blick auf massive Intensivierung der Arbeit, Beschleunigung und Stressfaktoren ein anhaltender und branchenübergreifender Trend.

Zusammen stark, fair und solidarisch!

Das gilt mit Blick auf uns als Metaller*innen und die Gesellschaft als Ganzes – nach dieser  EU-Wahl erst recht! Sei aktiv dabei:
Aktuelle Infos zu den anstehenden Tarifrunden im Herbst und andere Themen: www.igmetall.de

Mehr zu detaillierten Ergebnissen der Beschäftigtenbefragung, Stimmungen und Schwingungen 2024 erfährst Du übrigens bei aktiven Metaller*innen im Betrieb sowie in Deiner örtlichen IG METALL Geschäftsstelle  oder auch beim kollegialen Gespräch hier bei uns im Seminar.

Europa, unser Job! Am Sonntag bitte nicht die Wahl verschlafen

Achtung! Demokratie ist immer nur so gut, wie die Menschen, die auch dafür einstehen.

Am 9. Juni 2024 steht also der künftige Kurs in Europa zur Wahl. Dazu, wie derzeit leider gewohnt, zuerst die schlechten Nachrichten. Denn: Unser gemeinsames Haus Europa, wie es früher einmal freudig hieß, ist von Nationalismus und Populismus bedroht. Leider ganz doof:

  • Du hast keine Briefwahl gemacht und am Sonntag schon etwas viel Besseres vor?
  • Irgendwie weißt Du sowieso nicht, für welche Partei Du Dich entscheiden solltest?
  • Du bist keine 16 Jahre alt; hast also keine Wahl? Und -ja- das Wetter ist auch sch …

Doch hier nun die guten Nachrichten:

  • Deine Stimme zählt! Es gilt nicht einmal eine 5-Prozenthürde. Also: Feel free!
  • Kein Plan? Zur Not helfen Dir der Wahl-O-Mat oder die Infos bei Deiner IG Metall weiter
  • Falls Du Deine Wahlbenachrichtigung nicht findest, der Ausweis reicht aus!

Unsere Wahlempfehlung: Bunt statt braun

Überlassen wir das „gemeinsame Haus“ nicht einfach gedankenlos jenen, die es einfach nur zerstören wollen.
Schnapp Dir am Sonntag also bitte Regenjacke und Ausweis – und mach es einfach! Dein Kreuz!

Der 8. Mai: Tag der Befreiung und Geburtsstunde unserer Verfassung

In diesem Jahr jährt sich am 8. Mai zum 79. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Erst seit der Rede des damaligen Bundespräsidenten Friedrich von Weizsäckers am 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag darf man diesen Tag unwidersprochen von den dort vertretenen Parteien (außer der AfD) den „Tag der Befreiung“ nennen. 

Doch: Ja! Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs und befreite Deutschland und Europa von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Erst dieses Ende des Faschismus ermöglichte vier Jahre später die Verabschiedung des Grundgesetzes. Auch die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland wurde 1949 an einem 8. Mai durch den parlamentarischen Rat beschlossen, allerdings erst am 23. Mai 1949 verkündet. 

Seit dem Beitritt der Länder auf dem Gebiet der ehemaligen DDR am 3. Oktober 1990 gilt das Grundgesetz als demokratische Verfassung für ganz Deutschland.

Wir dürfen den 8. Mai nicht trennen vom 30. Januar 1933

Zwölf lange und grausame Jahre dauerte Hitlers 1000-jähriges Reich und überzog Deutschland, ganz Europa und die Welt mit Krieg und Tod, Flucht und Vertreibung, Folter und Furcht, Angst und Schrecken, Holocaust, national-völkischer Verachtung sowie unerdenklichen Grausamkeiten gegen unerwünschte Minderheiten, ganze Völker und politische Gegnerinnen und Gegner. 

Schleichend, toxisch und wohlorganisiert bemächtigte sich der anfangs noch von so vielen nicht ernst genommene Faschismus in Deutschland der Macht. Er eroberte nicht nur Staat, Regierung, Gerichtshöfe und Gewerkschaftszentralen, sondern mit seiner Propagandamaschine auch die Köpfe und Herzen von vielen Millionen Deutschen.

Ihr frenetisches „Ja!“ zum „totalen Krieg“ ab 1939 und der „Eroberung der Welt“ schallte laut und deutlich über Straßen und Plätze und machte sie zu umjubelten Arenen des Totalitarismus bevor sie von den Bomben der Alliierten in Schutt und Asche verwandelt wurden. So fand der Zweite Weltkrieg in Europa sein Ende. Doch die berühmte Stunde Null 1945 gab es nicht!

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus?

Nach der Kapitulation 1945 zog sich faschistisches und nationalistisches Gedankengut nur scheinbar ins finstere Schweigen (selbst in der eigenen Familie) und die Hinterzimmer der Republik zurück. Viele alte Parteigenossen der NSDAP fanden sich schon in den 40er und 50er Jahren wieder in wichtige Positionen, ob in Politik, Staat, Wissenschaft oder Wirtschaft. 

Nicht wenige Opfer des Nationalsozialismus sahen sich schon fix nach Kriegsende wieder vielen alten Nazisten in Amt, Würden und Wohlstand gegenüber: ob vor Gericht, auf dem Amt oder bei der Bewerbung um Arbeit oder Wohnung. Dumpf, fremdenfeindlich, wehleidig und verdammt selbstgefällig wehten noch Jahrzehnte lang alte Vorurteile und vaterländische Gesinnung nicht nur über den Stammtischen, sondern auch in Lehrerzimmern, Redaktionsstuben und der Öffentlichkeit. 

Geehrt wurden die eigenen „Gefallenen“. Beweint wurden nur die eigenen Opfer und Verluste. Geschossen hatte keiner! Lange verklärt wurde die Rolle der Wehrmacht. Jahrzehnte dauerte es, bis nicht nur der Holocaust an 6 Millionen Juden sondern auch die Vernichtung, Unmenschlichkeit und Grausamkeit gegen Homosexuelle, Roma und Sinti, geistig oder körperlich Behinderte öffentlich thematisiert und betrauert wurde. 

Lange verkannt wurde, wie schon in der Weimarer Republik entwickelte demokratische Ideen und libertäre Traditionen (Frauenemanzipation, Mitbestimmungsrechte, Alternativbewegungen, u.ä.) durch 12 Jahre Totalitarismus unterbrochen, verschüttet und buchstäblich aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen worden waren.

Übersehen wurde aber vor allem, wie tief sich Nazipropaganda, Krieg, Gewalterfahrung und Gewaltbereitschaft, Angst und Vorurteile, Flucht und Vertreibung, Nationalismus aber vor allem Verklärung und das Schweigen über die eigene Rolle während der Nazizeit in den Köpfen und oft traumatisierten Seelen der Menschen sowie ihrer Kinder und Kindeskinder eingenistet hatten. 

Und: Verharmlost wurden auch über Jahre die Studien, die schon lange und bis heute zeigen, wie verankert und leicht mobilisierbar völkisches und rechtsradikales Gedankengut ist.

Spät entdeckten wir unsere individuelle und kollektive Verantwortung

Demokratie, Mitgefühl für das Leid anderer Menschen, Solidarität und gesellschaftlicher Zusammenhalt lebt auch von einer lebendigen Erinnerungskultur, die allerdings viel mehr ist als nur öffentliches Gedenken und schöne Worte. 

Es geht nicht um Festakte und Feiertage, sondern um offene und ehrliche (Selbst-)Reflexion, den Blick zurück auf das Heute und das Morgen. Es geht um politische Bildung, Herkunft, Haltung und Handeln, Verantwortung und Zivilcourage. 

Und die fängt beim Einzelnen an: Dazu Charlotte Wiedemann, Chefredakteurin der TAZ: „Zum Gedenken an Holocaust, Krieg und Nationalsozialismus muss es auch gehören, dass nicht nur die auftreten, die Opfer der Nazis wurden. Es müssten auch die anderen auftreten, deren Familien nur zugeschaut haben. Wir müssten privat und öffentlich auch darüber reden, warum sie selbst und ihre Familien nichts getan haben. Aber das ist bis heute ein „Tabu“.

Vielleicht auch deshalb leben wir heute wieder in Zeiten, in denen sich gerne jeder selbst der nächste ist. Zeiten, in denen selbst Kommunalpolitiker:innen Angst vor Gewalt haben müssen, weil sie in Wahlplakate kleben. Zeiten, in denen das Netz voller Hassparolen ist. Und: es im Alltag viel zu oft an Mitmenschlichkeit und Empathie mangelt, wenn es um die im Grundgesetz Artikel 1 festgehaltene Verpflichtung auf die Würde des einzelnen Menschen, die Anerkennung der Menschenrechte, die Verpflichtung auf Frieden und Gerechtigkeit geht.

Zitieren wir diesbezüglich und nicht nur mit Seitenblick auf „die Höckes“ dieser Republik den Epilog von Brecht als Ganzes:

„Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert.
Und handelt, statt zu reden noch und noch.

So was hätt‘ einmal fast die Welt regiert!

Die Völker wurden seiner Herr, jedoch

Dass keiner uns zu früh da triumphiert –

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Bertolt Brecht – Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui – verfasst im Jahre 1941

Unsere Empfehlung nicht nur für den 8. Mai: Nie wieder ist jetzt!

Es lohnt, mit den wenigen noch lebenden Zeitzeugen und Überlebenden dieser Tage zu sprechen. Und auch mit den Opfern von Gewalt, Krieg, Flucht und Vertreibung überall auf der Welt oder in der eigenen Familie und Nachbarschaft. Demokratie steht nicht auf dem Papier. Menschlichkeit und Demokratie ist eine Lebensart – sie verlangt danach gelebt zu werden. Freundlich. Mit echtem (!) Interesse füreinander. Und: in wechselseitigem Respekt.

Gelungene Staffelübergabe in der Leitung des Bildungszentrums Beverungen

Seit November 2017 lag die Leitung unseres Bildungszentrums in den Händen von Ferdije Rrecaj, die nun nach gut 6 Jahren diese Aufgabe an die Kollegin Jasmin Maschke, langjährige Kollegin und erfahrene Bildungsreferentin aus dem BiZ Sprockhövel weitergegeben hat. 

Schön, dass auf der Elisenhöhe das Bildungsteam weiterhin mit Frauenpower „regiert“ wird. Und gut, dass Ferdije der IG Metall als aktive Kollegin weiterhin erhalten bleibt. Nach erfolgreicher Wahl als 2. Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg wird sie nun dort zuständig sein für die internen Strukturen der Geschäftsstelle sowie für die Tarifpolitik. Ein wichtiges Aufgabenfeld, in das sie als Mensch und Metallerin wertvolle Erfahrungen und viel strategisches „know how“ einbringen wird. Ursprünglich als Vertrauensfrau bei Audi in Ingolstadt, dann als ehrenamtliche und später hauptamtliche Bildungsarbeiterin, als selbstbewusste Kollegin und schließlich als Leiterin eines unserer Bildungszentren verfügt sie über ein gutes Netzwerk und den nötigen Einblick in ihre aktuellen Herausforderungen an betriebspolitischen und gewerkschaftlichen Aufgaben.

In der vergangenen Woche wurde Ferdije mit einem herzlichen Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz von ihrer Nachfolgerin und den Kolleg:innen in Beverungen verabschiedet. Mit viel Gestaltungskraft und aufmerksamen Blick hat Ferdije sich hier für eine gute Kooperation mit den umliegenden Bezirken und Geschäftsstellen, eine bedarfsnahe Gestaltung der Seminarangebote sowie der zukunftstauglichen Neugestaltung und dem weiteren Ausbau unseres Bildungszentrums in Beverungen engagiert.